Plastikmenschen

Alle schreien „So toll!“ oder „So widerlich!“, was soll ich denn dann anderes machen, als hingehen, verdammt noch mal? Es gibt einen bleichen Mann mit schwarzem Hut und Zahnfleischgrinsen, der macht aus Menschen Plastik. Plastikmenschenplastiken. Und das muss man gesehen haben, heißt es, weil es Kultur ist und überhaupt kann man sonst nicht mitreden. Also bin ich zu den Plastinaken gegangen und musste erst drei Trilliarden Taler abdrücken, bevor ich in die Totenhalle hinein durfte. Dafür musste ich mich vorher weder waschen, noch bekreuzigen, durfte einfach rein und „Bitte sehen und staunen sie!“.

Herzschlag. Bummbumm…Bummbumm…aussetzen. Kurz sterben, dann weiter. Bummbumm…Akustische Untermalung einer Darbietung toter Körper und Körperteile. Und wichtig: BITTE NICHT AUFLEHNEN! Sonst erwachen die Toten wieder. Komme mir vor wie in der Schule. Asservatenkammer. Holzherz rot angemalt. Ohne Liebe. Kein Tropfen Blut. Langweilig. Teile. Ersatzteile. Zu Beginn. Dann das erste ehemals menschliche Pärchen. „Die Akrobaten“. Beide ohne Haut. Aber mit aufgeklebten Augenbrauen und künstlichen Augen. Er hält sie auf Knien, sie zeigt ihm dafür ihren Geschlechtstrakt mit ein paar Resthärchen dran. Völlig unerotisch und unsensibel, die blöde Kuh!

So geht das weiter, durch die ganze Ausstellung. Einzelteile, Menschen in Scheiben geschnitten, leblose Tote. Selbstdarsteller. Und alle sehen gleich aus. Bis auf den Flacharsch mit den vielen Tattoos. Der einzige, der Haut zeigen darf. Alle anderen. Haben keine. Und keine Seelen. Nicht eine Seele…nur Plastikfleisch. Plastiniertes Gammelfleisch. Unspektakulär und unwirklich. Ganz normale Tote, wie du und ich, ohne Haut. Meist Männer. Die sterben wohl lieber. Viele Hoden und Penisse. Kaum Vaginas. Tote können so verklemmt sein. Bin nach 10 Minuten gelangweilt.

Was bleibt? 200 Millionen Liter Blut, die ein Menschenherz im Leben durchpumpt. Tote Tiere. Ein Schwein, eine Ziege und eine Giraffe. Und der furchtbar fette Mann am Ausgang sitzend und keuchend und immer wieder die enthäuteten Brüste und den Anus der sich drehenden Frau begaffend. Der tote Mensch ist nicht schön. Wussten wir vorher schon. Ohne Haut. Macht es nicht besser. Stereotypen. Tote am Fließband.
Und dann fällt es doch auf. Das wesentliche. Menschen ohne Haut sind so… dünn. So zierlich. Wird klar, wie klein und unbedeutend der Mensch eigentlich ist. Eine Giraffe ohne Haut ist immer noch imposant. Ein Mensch ohne Haut. ist ein Häufchen. So klein.

Fazit:
Schneidet der Giraffe den Schwanz ab!
Langeweile.
Keine Kunst, sondern.

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