Leises Feuerlied

[Refrain]
Dein Kleid soll sein ein kalter Schatten.

Im Zentrum einer Welt aus Glas,
bohrst Blicke du in transparente Gitter,
bohrst bis aus Gitterstäben Nebel wird,
ein satter, einheitsweißer Nebel,
der schmatzend deine Blässe hüllt.
Mit seinen plumpen Nebelpranken
schiebt er dich sanft durch seinen Leib,
bis Lider fallen, kurz und laut,
verjagen Nebel, stehen Gitterstäbe wieder.

Unter dir der Stuhl steht fest,
lässig nimmt er deine Last.
Es wiegt dein Kleid, du selbst bist nichts,
ein tonnenschweres Schattenkleid,
gewebt aus tausenden Erinnerungen,
zwar ohne Muster, ohne Farbe,
passt es doch wie angegossen.
Ein Schneidermeister seiner Zunft,
du nähtest es gewissenhaft,
allein die Schwere, nicht bedacht,
zu schwer für deine Schultern.

Es klebt dich fest im Hirngespinst
versponnener Gedankenfäden,
du rüttelst, schreist, und Schweiß und Angst,
doch nur die Spinne hört dein Zittern,
du sitzt und klebst und bohrst
in deinem konstruierten Leben
und hast dereinst vergessen,
dem Schattenkleid die Knöpfe mitzugeben.
So starrst du da, trinkst Austernmilch,
suhlst dich im Nebelhonig.
[Refrain Ende]

Es ist noch da, es glimmt in dir.
War nie verloren.
Ungehört.

Unter alten Lasten
brennt ein leises Feuer,
wie Minze so klar.

Weiß gar nicht, wie oft…

einer muß sich auf die erde legen
und der andere legt sich oben drauf.
man schaut sich lange in die augen.
einer muß sagen: in der zukunft liegt der tod uns zu füßen.
dann lacht man lange und laut.
der unten liegt, schließt die augen und läßt sich einen kuß auf den mund geben.
der obere behält die augen offen.
er sagt: welche freude, und küßt den anderen noch zweimal auf den mund.
wenn er damit fertig ist,
muß der andere anfangen,
sich zu wehren.
er muß sagen: nein, bitte nicht,
und versuchen, den anderen abzuwerfen.
der obere muß dem unteren den arm auf den rücken drehen
und ihn nochmal küssen.
wenn der untere anfängt zu weinen,
muß der obere sagen:
bitte weine nicht,
ich tue nichts,
was du nicht willst.
dann schauen sich beide wieder lange in die augen.
einer muß sagen:
in der zukunft liegt der tod uns zu füßen,
und man lacht lange und laut.
dann will der untere auch,
und wenn sie fertig sind,
stehen sie auf
und spielen mit den holzfiguren weiter.

Birgitta Arens, Katzengold

Schwerkraftsau

Die Schwerkraft ist überbewertet,
man braucht sie gar nicht,
wie man wohl im Weltraum sieht.

Und die Sonne kocht auch nur mit Wasser,
die soll sich nicht so aufspielen,
die gelbe Sau.

Und er Himalaya,
der alte Arsch,
da kann ich mich drüber aufregen,
Sau.

Und der Kölner Dom,
da kann ich mich auch drüber aufregen,
so’nn Hals hab‘ ich über den.

So’nn Hals,
so’nn Hals,
so’nn Hals.

Da da,
Da da da,
Da da da da da.

Da da,
Da da da,
Da da da da da.

(Peterlicht, Lied über die Schwerkraft)

Macht es einen Unterschied?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Ich liebe den Anblick deines behaarten Arschloches, während der Rest deiner warmfeuchten Muschi blankrasiert ist.“
statt
„Du, mein Alles.“
?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Hallo Mama, wie geht es dir?“
statt
Mama, ich würde dir gerne sagen, wie sehr du mein beschissenes Leben negativ beeinflusst hast, aber ich habe nicht den Mut dazu.“
?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Hey, alles Arschlöcher, Ihr! Ich bin cool!“
statt
Bitte. Mag‘ mich einer da draussen? Ein bißchen?“
?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Ich liebe dich.“
statt
Ich liebe dich!“
?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Mutti, muss ich jetzt sterben?“
statt
Uih, eine wuschige Wolke.“
?

Macht es einen Unterschied zu sagen
Ja!“
statt
Nein.“
?