Monat April 2014
3
Ein älteres Paar. Beide sicher an die siebzig und mehr. Er wirkt südländisch, braungebrannt, mit kurzen weißen Haaren. Er ist schlank, trägt jedoch eine Kugel als Bauch. Sie hat dunkel gefärbte Haare, schulterlang. Ihre Haare wirken abwesend, sind zerstreut in alle Richtungen. Sie gehen durch den Park, er hält ihre Hand am Handgelenk umschlossen wie einen Stock. Ihre Hand baumelt am Mann. Da lässt er sie los und geht auf den Teich zu. Will entdecken. Während er auf den Teich zugeht, hält er den Arm nach hinten ausgestreckt, bietet seine Hand weiter zum Griffe an. Die Frau bleibt stehen. Sie betrachtet den ausgestreckten Arm, entdeckt jedoch nichts. Dann geht sie auf den Mann zu und legt zögerlich ihr Handgelenk in seine Hand. Sie blickt in eine andere Richtung.
2
Straßenbahn Linie 1 nach Lausen. In der ordnungsgemäßen Aneinandereihung der Menschen sitz die Frau mit den ungepflegten Haaren. Sie wird wohl Mitte 40 sein und trägt seit ihrer Sinnkrise Pferdeschwanz. Dunkle Haare mit leichtem Rotton. Das Rot soll gegen ihr Leben anschreien. Das Schreien schwillt durch ihre bleiche Haut hindurch zum Brüllen an. Sie sitzt und starrt gegen den Tag.
Jeden Tag.
In den Kurven neigt sie den Oberkörper, um die Straßenbahn vor dem Umfallen zu bewahren. Es gelingt ihr.
1
Schwarzer Toyota Prius, Alufelgen. Ein Mann Anfang dreissig, kurze blonde Stoppelhaare, Dreitagebart, dunkle Sonnenbrille. Er fährt auf der rechten Seite der zweispurigen Strasse, maximal Tempo 50. Er wirkt ruhig, gelassen. Hat es nicht eilig, mit einem angedeutetem Lächeln auf den Lippen. Er sieht geradeaus. Er sieht gerade aus. Der Mann greift langsam in Richtung Autoradio, verharrt etwas und zieht seine Hand wieder zurück, so als hätte er auf dem Radioweg vergessen, wohin er eigentlich wollte. Er schüttelt kaum merklich den Kopf. Keine Ziele. Beide Hände am Lenkrad. Er denkt über das Sterben nach.