Hübsches Kleid, was sie da anhat. Gelb mit weissen Punkten. Sieht aus wie eine Blume. Wie die wohl riecht? Das Mädchen, da drüben auf der anderen Straßenseite. Ich gucke zu ihr rüber. Sie schaut auf ihre weissen Schuhe. Ich tue so, als warte ich auf Mami. Gucke auf die Haustür und schiele aus den Augenwinkeln zu ihr. Das Mädchen sieht nach oben zu irgendeinem Fenster. Sie wartet wohl auch auf ihre Mami. Oder auf ihren Papi. Meiner ist nicht da. Mama und ich gehen zum Einkaufen. Komme gleich, hat sie gesagt, warte schon mal draussen. Ich gucke rüber zu dem Mädchen und da schaut sie mich an. Ich gucke gleich auf meine Sandalen.

„Hallo.“

Ich gucke rüber, tue so, als sehe ich sie erst jetzt. Süße Zöpfe.

„Hallo.“

Sie geht in die Hocke und sucht was auf dem Bürgersteig.

„Hast du was verloren?“

„Nö.“ Sie steht wieder auf und streicht sich das Kleid glatt.

„Ach so.“

„Wohnst du auch hier?“

Blöde Frage. Klar wohn ich hier. Du bist doch neu.

„Ja. Und du?“

„Seit gestern.“

„Aha.“ Ich gucke auf meine Sandalen und wieder hoch.

Sie schaut nach links und rechts und wieder links und rennt dann schnell zu mir rüber. Sie geht wieder in die Hocke und sucht.

„Es gibt gar keine Ameisen hier.“

Ich gehe auch in die Hocke.

„Doch, viele sogar, aber die sind grad woanders. Da, siehst du die kleinen roten Spinnen? Die mag ich.“

„Die sind hübsch. Mmmh, die gibt es bei uns gar nicht.“

„Doch, hier sind ganz viele.“

Wir gucken zusammen die kleinen roten Spinnen.

„Wie heisst du?“

Sie schaut mich an und lacht. So weisse Zähne. Geflechtete Zöpfe. Sie riecht gut nach Blume, mir wird ganz komisch.

„Jens.“

Sie guckt wieder zu den Spinnen runter.

„Ich heisse Mwana.“

„Bist du morgen wieder da?“

„Weiss nicht. Vielleicht.“