Tentakolon 1/1

Albino-Mädchen abgeschlachtet.
Yuna liest nochmal.
Albino-Mädchen abgeschlachtet.
Sie atmet tief.
10 Jahre alt.
Albino-Mädchen abgeschlachtet.

Die weiße Hautfarbe bringt Glück, steht da, deswegen. In Afrika, Tansania. Tansania kennt Yuna nicht, aber Afrika. Sie war schon mit dem Finger dort. Erst haben sie die Kehle aufgeschlitzt, dann haben sie Kopf, Arme und Beine abgehackt und den Rest in den Graben. Weil viele glauben, die Gliedmaßen bringen Glück, Macht oder Reichtum. „Sie schlachten uns ab wie Hühner“. Kinder töten sie vor den Augen ihrer Eltern. Die Beute landet in Zaubertränken, die Haare werden in Fischernetze geflochten, weil dann mehr gefangen wird. Die Haut wird teuer verkauft.

Yuna klebt den Zeitungsausschnitt ins Heft. Seitenweise Menschen. oft Kinder. Gequält, geschunden, bespuckt, getötet, verhungert. Sie legt sich ins Bett und drückt  Einhorn fest an sich. Warum ist die Welt so? Warum machen Menschen so etwas?

Irgendwann, zwischen Abschlachten und Verhungern, schläft sie ein.

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