Schlagwort Mutter
Die Faschomutter
.
Eines Tages ist sie mir ins Leben reingelaufen. Die faschistoide Mutter. Auf den ersten Blick wirkte sie ganz normal. Etwas spießig vielleicht. Verkrampft in ihren Ansichten auf jeden Fall. Immer einen bitteren Mund im Gesicht. Lutschte wohl für ihr Leben gern Gallensaft-Bonbons. Sie hatte zwei Kinder. Also Töchter. Eine war aus erster Ehe ihres zweiten Mannes. Ein Fremdmenschkind sozusagen. Damit hatte sie nach außen hin kein Problem. Sie behandelte beide Töchter gleich. Wie Dreck. Das hat es dann wieder ausgeglichen. Tochter gegen Tochter unentschieden, Verlängerung gibt es nicht, damit müssen die halt auskommen. Die Ansprache der Mutter an ihre Kinder hatte, mit wenigen Ausnahmen, einen Pegel von mindestens 99 Dezibel. An den 100 hat sie ihr Leben lang gefeilt. Die beiden Mädchen gewöhnten sich daran. Wenn Mutter im alkoholvernebelten Anflug von so etwas ähnlichem wie Zuneigung in normaler Lautstärke sprach, wurde sie glatt überhört. Frechheit! Selbstverständlich hatte sie dann mehr auf der Pfanne, als das Imitieren eines Presslufthammers. Keine Umarmungen, kein Lob, ab und an mal Dresche vom Feinsten. Das volle Programm. Wenn schon kein blaues Blut, dann wenigstens blaue Haut. Höhö. Klar hatte sie selbst eine Scheiß Kindheit gehabt. Klar ist sie auch durchgefotzt worden. Klar hat sie immer kämpfen müssen. Entschuldigung akzeptiert! Danke! Nie vergessen werde ich eine ihrer wichtigsten Ansprachen an ihre leibliche Tochter. „Du räumsch jezz dei Burg auf, sonsch drapp’ i dir in’n Arsch bissd soichsch!“ (Du räumst jetzt dein Zimmer auf, sonst werde ich dich treten bis du urinierst, Anm. d. Red.). Gefolgt von einer Watschn, die das Kind tagelang im Gesicht durch die Gegend getragen hat. Heute ist die Tochter erwachsen. Sie hat auch einen Hau, keine Frage. Die andere Tochter übrigens auch. Haufrauen unter sich.
.